Buchbesuch bei Viola Gras - Alle Farben des Lebens
An einem wunderschönen Novembertag ist es soweit. Ich sitze im Auto und fahre zum nächsten Stopp der 100 Bücher Rallye. Dieses Mal geht es zu Viola. Sie lebt in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, zwischen Hamburg und Lübeck. Ganz im Grünen, wo es noch Parkplätze direkt vor der Haustüre gibt. Dort befindet sich auch ihre kleine, aber feine Oase. Hier hat Viola ihr Wirkungsfeld. Sie bietet Ayureveda Auszeiten rund um die Familie an. Dazu noch Babymassage-Kurse, Kindermassage und wundervolle Massagen für Frauen an, sozusagen in allen Lebenslagen. Außerdem auch individuelle Aroma-Massagen.
Ihre Praxis ist ein wundervoller und wundersamer Raum für Begegnung und Berührung. Hinter der Tür zu ihrer „Ayurveda Auszeit“ Praxis liegt eine ganz eigene Welt. Noch nie habe ich einen Raum betreten, der so klar und ruhig ist; und gleichzeitig die pure Lebensfreude ausstrahlt. Alle Farben des Lebens sind vertreten, eingebettet in eine geerdete und heilsam ruhige Atmosphäre.Vielleicht hast du jetzt, nachdem ich die Praxis etwas geschildert habe, eine Vorstellung von Viola, eine Idee, ein Bild von ihr. Auch sie trägt alle Farben des Lebens und sprüht nur so vor Lebensfreude. Gleichzeitig ist sie ruhig und entschleunigt. Da ist er schon wieder, der Wink mit dem Zaunpfahl, dass Ayurveda eine ziemlich gute Sache ist.
Unsere Gespräche sind meist von Beginn an tief. Läppischer Smalltalk ist hier nicht. Wenn wir sprechen, dann ist es ein bisschen so, als würden zwei Seelen direkt miteinander kommunizieren. Das ganze Drumherum ist nicht wichtig. Diese Energie und Tiefe im Austausch ist es auch, was mich manchmal ängstlich werden lässt. Meine innere Kritikerin hat Angst davor, mich so ganz echt zu zeigen. Und auch davor, im echten Austausch Wahrheiten zu erkennen, die ich lieber nicht gesehen hätte. Ich finde, echter Austausch braucht richtig viel Mut. Gut, dass Viola so ein warmherziger und liebevoller Mensch ist, sodass es mir bei ihr leicht fällt, das sichere Terrain des Smalltalks zu verlassen. Und das war auch gut so, denn ich sage euch, es war ein wahres Bücherfest bei Viola! Mehrere Stapel Bücher haben auf mich gewartet und wir haben immer noch mehr Bücher aus ihrer Bibliothek hervorgeholt. Doch Viola und ich waren ganz entspannt der Meinung, dass der Gesprächsfaden uns schon zu den stimmigen Büchern für diesen Termin führen wird. Und was soll ich euch sagen, genau so war es. Bei Tee, Obst und Gebäck saßen wir gemütlich auf Mediationskissen und los ging die Reise durch alle Farben des Lebens. Äußerlich und inhaltlich. Seid ihr bereit? Hier kommt der erste Schwung.
Zum Start, ein Herzensbuch von einem Mann. „Das Herzenhören von Jan-Philipp Sendker“ beweist, wie tiefgreifend und emotional Männer schreiben können. Ein schönes Gegenbild zum manchmal vorherrschenden Vorurteil über kalte, patriarchalische Männer, dem auch ich selbst oft aufsitze. Das Herzhören ist ein ganz wundervoller Liebesroman.
Das nächste Buch ist ein spannendes Sachbuch und wurde ebenfalls von einem wohl sehr empathischen Mann geschrieben. Frederick Leboyer war ein französischer Gynäkologe und Geburtshelfer. Im Gegensatz zu seinen Kollegen sollte in seinen Augen bei einer Geburt das Neugeborene mit der werdenden Mutter im Mittelpunkt stehen. Er setzte sich als einer der ersten Ärzte dafür ein, dass Babys sanft, liebevoll und ohne unnötigen Stress auf die Welt gebracht werden. Das Baby sollte nach seiner Vorstellung in sanftes Licht, gedämpfte Geräusche und eine friedvolle Atmosphäre hinein geboren werden. Und so finden sich heute immer mehr Kreissäle und Möglichkeiten für Eltern, ihr Baby in einer liebevolleren Umgebung zur Welt zu bringen.
Bei einer seiner Reisen, stiess er auf eine Szene, die ihn so tief bewegt hat, dass er wie gebannt innehielt und den Moment, die Szenerie vollkommen in sich aufnahm, in sich wirken liess. Er sah eine Mutter, die mit sanften Händen vollkommen gedankenverloren und hingebungsvoll ihr Baby massierte. Dieser Anblick berührte ihn so tief, dass in ihm augenblicklich der Wunsch entstand diese Intimität, diesen liebevollen Kontakt auch anderen Müttern und Vätern zu ermöglichen. Er sprach die Frau an, eröffnete ihr seine Idee über ein Buch. Und so entstand mit Fotos von genau dieser Frau aus Indien ein ganz besonderes Buch "Sanfte Hände“. Es beschreibt die Massage mit der das Baby nach der Geburt willkommen geheißen wird. Wie es sich anfühlt aus dem warmen, weichen Nest plötzlich in eine laute schnelle Welt hineingeboren zu werden. Wie es sich anfühlt plötzlich alleine zu sein, ohne den Herzschlag und das rauschende Blut im Körper der Mutter zu hören. Aber auch, wie es durch liebevolle, bewusste Berührung mit der Liebe, die direkt vom Herzen durch die Hände der massierenden Person in den kleinen Körper fließt empfangen und umhüllt wird. Dieses Buch schenkt einem einen zu Herzen gehenden Eindruck, was es bedeutet für uns, die Menschen dieser Erde auf der Welt und in unseren Körpern anzukommen.
Als Viola aus dem Buch vorliest, kommen uns beiden die Tränen. "Wenn alle Mütter/ Väter ihre Babys massieren würden, dann könnte das hier eine andere Welt sein. Wichtig bei Massage, beim innigen Kontakt ist einfach nur ein „sich verlieren, ein Stück weit das Drumherum zu vergessen. Deshalb nennt Viola ihre Kurse auch „Entspannungsinsel im Alltag“. To Do Listen oder Ärger am Morgen, eine Nacht mit wenig Schlaf. All das darf in den Hintergrund treten. Denn die Babys spüren instinktiv, ob die massierende Person mit dem Herzen und allen Sinnen bei der Berührung ist. Was wäre, wenn wir uns und unseren Kindern die Zeit schenken würden? Denn bei der Massage wird nicht nur das Kind mit Liebe umhüllt, sondern es öffnet sich auch immer das Herz der Frau/ des Mannes/ der massierenden Person und so entsteht eine so tiefe Verbindung, eine Verschmelzung, ein meditativer Moment", sagt sie.
Jedes Mal, wenn ich mich über gefühlskalte Menschen ärgere denke ich: Es gibt doch auch eine Mutter und einen Vater dazu. Wie sind die Personen um diesen Menschen herum, die ihn oder sie geprägt haben? Würde derjenige auch so handeln, wenn er oder sie als Baby in mütterlicher Liebe und Fürsorge gebadet hätte? Und so ist es gar nicht so abwegig, dass Babymassage die Welt verändern kann.
Das zweite Buch zum Thema Babymassage ist mehr im hier und jetzt verankert. Yvonne Jansen-Schulze ist die Ausbilderin von Viola und hat einen tollen Ratgeber geschrieben, um die „Ayurvedische Babymassage“ ganz leicht zu lernen und anzuwenden. Sie beschreibt, wie Babys durch die Massage seelisch und auch körperlich entspannen können und erklärt die verschiedenen Griffe für Ganzkörper- und Teilmassagen. Die können einerseits helfen bei Einschlafstörungen, Schmerzen beim Zahnen, Unruhe & Co. und können gleichzeitig die Energie der Fünf Elemente wirksam werden lassen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Ein tolles Buch, um gleich loszulegen.
Ich war so begeistert von diesen beiden Büchern, dass ich sie mir direkt für die Bibliothek des goldenen Hasen gekauft habe, die ich gerade aufbaue. Als ich das Buch von Leboyer in den Händen hielt, habe ich Gänsehaut am ganzen Körper gespürt. Das ist das Wissen, das wir gerade brauchen in der Welt. Und gleichzeitig ist so ein Buch, mit so mächtigen Bildern, einem so mächtigen Text, besonders schützenswert. Ein nacktes Kleinkind, das massiert wird, wird fotografiert und im Buch abgelichtet. Unsere Gesellschaft erscheint mir teilweise so krank, dass ich ernsthaft Sorge habe, wer sich in einer offenen Buchhandlung so ein Buch aus dem Regal nimmt und es durchblättert. Mit dem goldenen Hasen möchte ich einen sicheren Raum schaffen, in dem wir unseren Horizont erweitern können und in dem so ein Wissen einen guten Rahmen findet. Ein Ort für Lesende, in diesem Fall Mütter und Väter, die mit offenem Herzen lesen und wahrnehmen.
Das nächste Buch, von einem der vielen „Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst“ vom Mönchen Haemin Sunim. "Dieser Titel ist einfach sowas von wahr. Den musste ich sowohl für mich, als auch für meine Praxis haben. Meist hetzen wir doch viel zu schnell durch unser Leben. Das Tempo ist immer schneller und schneller geworden. Und so kann etwas Entschleunigung wahre Wunder bewirken. Wie passend, dass ihr dieses gebrauchte Buch in die Hände gefallen ist. Viola mag, ebenso wie ich, die Spuren, die man in gebrauchten Büchern findet. "Beim Lesen konnte ich sehen, welche Verse und Sprüche derjenige markiert hat, der das Buch vor mir gelesen hat. Das macht das Buch noch besonderer und persönlicher für mich. Dieses Buch ist ein beruhigender Begleiter bei der Frage, wie wir das Leben langsamer und tiefer erleben können. Einfach aufschlagen und den Text auf sich wirken lassen. Kleines Beispiel: „Kleide dich in Zuversicht. Sie ist der letzte Schrei“.
Die nächste Geschichte zu Violas liebsten Kinderbüchern empfand ich als besonders schön. Sie hat es immer geliebt, ihrer Tochter die Bücher der „Kinder vom Möwenweg“ vorzulesen, als diese klein war. Es gibt viele Berichte und Studien darüber, wie gut Vorlesen für Kinder und Erwachsene ist. Doch die Geschichte an der Viola mich teilhaben lässt, zeigt einmal mehr, wie sehr Lesen verbindet und wie viel Trost es schenken kann.
Nach vielen Jahren der Vorleserei reist Viola´s Tochter, inzwischen erwachsen, alleine um die Welt und ist gerade auf Bali. Viola, die sich sonst wenig Sorgen macht, steht mitten in der Nacht auf, um auf ihr Handy zu schauen, was sie in den ganzen Monaten noch nie gemacht hat. Ob wohl alles okay ist? Natürlich nicht, ihre Intuition ist goldrichtig. Ihre Tochter hatte ihr mittlerweile schon einige Nachrichten geschickt. Sie liegt zu diesem Zeitpunkt mit hohem Fieber und einer schweren Salmonellenvergiftung (was da noch keiner weiß) völlig alleine, ohne Wasser in einer Hütte. Zu kraftlos um diese zu verlassen und nach Hilfe zu suchen. Und die Eltern weit weg in Norddeutschland. Was kann man tun, um das eigene Kind zu trösten, Sicherheit und Kraft zu schenken? Na klar! Vorlesen natürlich. Und so hat Viola in jener Nacht gelesen und gelesen, während der Vater von Noelle Hilfe organisiert hat. In den frühen Morgenstunden wurde Noelle auf einem Motorrad in ein Krankenhaus gebracht und wurde wieder ganz gesund. Viola hat in der Zeit die Geschichten der Kinder vom Möwenweg aufgenommen und ihrer Tochter als Sprachnachrichten ins Krankenhaus geschickt. Und so konnte ihre Tochter zu jeder Gelegenheit, die allerdings zum Glück nie mehr so prekär war wie in dieser Situation, ihre geliebten Kindergeschichten hören.
Ich finde diese Anekdote so schön, weil sie mal wieder zeigt, wie stark die Kraft der Liebe und der Verbundenheit ist - auch über große Entfernungen hinweg. Was für ein schöner Weg, geliebten Menschen nahe zu sein. Whatsapp & Co sei Dank :-)
Das nächste Buch kommt mit einem Tipp daher. Seid ihr bereit für einen Life-Hack? Bittesehr: Man nehme sich ein Buch, das man wirklich gerne haben möchte. Kaufe es sich selbst vor Weihnachten lasse es sich ganz zauberhaft einpacken. Wenn es soweit ist, dann lege man es unter den Weihnachtsbaum und Voila: Selbstgemachte Vorfreude! Viola hat sich dieses Buch selbst zu Weihnachten gekauft und sich seit dem Kauf wochenlang darüber gefreut. Wenn das mal kein toller Hack ist für die Adventszeit! Also ich finde ja, sich selbst Geschenke zu machen ist zu Unrecht aus der Mode gekommen. Das sollten wir viel öfter tun!
Das Buch, um das es sich handelt ist: Astrid Lindgren, ihre fantastische Geschichte von Agnes-Margrethe Bjorvand. Überhaupt ist Astrid Lindgren eine absolute Lieblingsautorin von Viola. Neben diesem Buch liebt sie auch Astrid Lindgren: Das entschwundene Land. Dieses Buch hat sie sogar direkt in Astrids Heimatdorf gekauft. "Wenn ich in neue Städte gehe, suche ich immer die kleinen Buchhandlungen, wo die Bücher so liebevoll zusammengestellt sind", sagt Viola. Bei diesen Besuchen stolpert sie oft über die besten Bücher.
"Dieser Schmerz ist nicht meiner" von Mark Wolynn und Silvia Autenrieth kam allerdings über eine persönliche Empfehlung zu Viola. Eine Bekannte musste direkt an sie denken, als sie dieses Buch las und hat es Viola kurz vor ihrem Urlaub vorbeigebracht, in dem sie genug Zeit hatte, es zu lesen. Schon spannend, wie sich Bücher ihren Weg bahnen zu den Menschen, die sie lesen sollen. "Dieses Buch hat mich selbst so in meinen eigenen Prozessen unterstützt und mir geholfen, Nicole, und es lässt mich vieles nochmal ganz anderes verstehen. Es ist unglaublich, was wir alles, tragen, was gar nicht unseres ist." Diese Auseinandersetzung, das Spüren und Auflösen von bestimmten Emotionen und Energien kann so unglaublich viel Heilung in unser System bringen.
„Die Kräuterapotheke Gottes“ von Eva Aschenbrenner ist auch so ein Buch, das uns hilft, gesund zu werden und zu bleiben. Und uns vor allem lehrt: Es ist alles da. In der direkten Natur um uns herum ist alles, was wir brauchen, um gesund zu sein. Und es ist an der Zeit, das zu nutzen. Das Wissen, das wir dafür brauchen steht in Büchern wie diesem. Es rettet Leben und schenkt Leben. Ganz ohne Apotheke.
Genau wie dieses letzte Buch, das ich euch noch vorstelle: „Bringe deine Emotionen in Balance mit ätherischen Ölen“ von Torsten Weiss. Momentan ihre Bibel, auch bei der Arbeit in ihrer Praxis, wie Viola mir erzählt. Massagen mit ätherischen Ölen zu verbinden, die ihre ganz eigene Heilwirkung auf Körper und Geist haben ist eine geniale Kombination, wie ich euch aus eigener Erfahrung berichten kann. In diesem Buch ist viel Wissen darüber zusammengestellt, wie ätherische Öle auch auf unsere Emotionen wirken und wie wir uns um Alltag mit unserer ganz individuellen Zusammenstellung aus Aromaölen unterstützen können. Viola hat darüber einen ganz außerordentlichen Erfahrungsschatz gesammelt durch ihre eigene Nutzung von Aromaölen und durch ihre Massagen, in denen sie ihre Kundinnen in sanfte und ausgleichende Düfte hüllt.
Violas große Leidenschaft für Bücher ist so begeisternd und ansteckend. Ihr Wesen und Wirken so inspirierend. Sie hat ganze Stapel voller Bücher zusammengestellt und wir schwelgen von einem Stapel zum nächsten. Es ist ein wahres Bücherfest.
Trunken vor Buchglück müssen wir aufhören, wir sind leergequatscht und müssen erstmal verarbeiten, was wir gerade alles bewegt und besprochen haben. Gleichzeitig haben wir uns ohne viel auf die Uhr zu schauen, vollkommen entspannt, in dem uns vorgestellten Zeitrahmen bewegt. Wunderbar. Ich kann es kaum fassen, wie glücklich und erfüllt ich aus der Praxis schwebe, dass ich als Buchsammlerin einen Einblick bekommen habe in ihr Reich voller Bücher um sie zu sammeln und für euch zusammenzustellen.
Und wenn du Lust hast, mit Viola zu arbeiten und Massagen, Kurse oder ihre Ayurveda Auszeit zu genießen, schaut doch gerne auf ihrer Website vorbei.