Es ist an der Zeit

Es gab eine Zeit. In der sind wir mit unseren Wagen durch die Wälder gefahren. Wir sind geblieben, wo die Wasserkresse blüht. Gleich dort, wo frisches Quellwasser uns begrüßt, wo wilde Ponys grasen und wo die Geister uns einen Platz gewährten. Wir haben ein Feuer gemacht, unsere stolzen Körper mit allen Farben des Regenbogens gekleidet und sind ums Feuer getanzt. Wir haben das Leben besungen und den Tod beweint, haben von und mit der Natur gelebt und uns vom Mond und den Sternen den Weg weisen lassen. Wir haben den Kräutern und Steinen zugehört, haben alte Riten gefeiert und sind durch das Rad des Lebens gegangen.

 

Diese Zeit, sie scheint weit weg zu sein, wenn wir auf unsere Tage schauen. Wir sitzen am Computer, isolieren uns weitestgehend von anderen Menschen und die Tage im Jahr, an denen wir barfuß durchs Leben gehen, können wir an einer Hand abzählen.

 

Dennoch ist nichts verloren. Ich dachte ich zwar, in meiner Liebe zum Pessimismus, dass wenig Hoffnung besteht - doch dann habe ich sie wiedergefunden. In meinen Knochen und in meinem Körper, wenn ich tanze. Sie vibriert in meinen Fingern, wenn ich schreibe oder heile. Sie wohnt in meiner Lunge, wenn ich singe. Und ruft mich in meiner Sehnsucht, wenn mich die Bilder und Texte berühren, die von dieser alten Zeit erzählen.

 

Diese Zeit, in der wir dem Leben gedient haben und im Einklang mit der Natur und dem Göttlichen gelebt haben, sie ist nicht weg. Nicht verloren. Sie ist nur ein wenig verschüttet unter lauter Gerümpel unserer modernen Zivilisation. Wir können sie ganz leicht wieder aufleben lassen, in unserer Seele, in unserem Körper und in unserem Leben.

 

Wann hast du das letzte Mal am Wasser gesessen und deine Wünsche und deine Träume, dein Lachen und deine Tränen an den Fluss verschenkt? Wann hast du das letzte Mal den Boden gesegnet, auf dem du dich zum Picknick setzt? Wann hast du das letzte Mal die Götter gebeten, deine Lebensreise zu behüten? All das ist nicht schwer. Es ist jederzeit da und jederzeit möglich. Wir können jederzeit wieder einsteigen in die Magie, die der Welt und uns innewohnt.

 
I see the glorious magic you put on my path and I claim it now.

 

Nimm sie an, die Magie in dir und auf deinen Wegen. Nimm sie an und flechte sie in deinen Tag, dein Jahr, dein Leben. Es ist nichts verloren. Die Magie der Welt ist immer auch in uns.

 

Jetzt ist die Zeit, in der wir wieder in die Wiesen und Wälder gehen. In der wir uns dort niederlassen, wo die Brennnessel blüht, wo frisches Wasser sprudelt, wo wilde Tiere uns begrüßen und die Geister uns einen Ort gewähren ,um unseren Platz im Leben wieder einzunehmen. Wir entzünden ein Feuer, kleiden unsere stolzen Körper in allen Farben des Regenbogens und tanzen um die flackernden Flammen. Wir besingen das Leben und tanzen den Tod, ehren die Natur und ihre Gaben und lassen uns den Weg weisen vom Mond und von den Sternen. Wir feiern das Leben und Sterben, unsere Rituale, den Lauf des Jahres und die Übergänge unseres Lebens. Wir erinnern die Magie in unserer Seele und unseren Knochen und fließen mit im großen Lied vom Einklang der Welt.

 

Nimm deinen Platz ein am Feuer. Es ist Zeit.

 

 

Das Zitat ist von Fernanda von @herflowering. Das Foto von Victor Grabarczyk aus Polen.